Kanye Wests Mythenbildungsprojekt ist mehr als nur ein bisschen in die Brüche gegangen und er scheint es satt zu haben, weiterzumachen. An Yeezus Er erklärte: „Ich bin ein Gott.“ An Geier 1, seinem neuen Album mit Ty Dolla $ign, versucht er nicht, dieses Erlebnis zu übertreffen oder gar zu erreichen. Stattdessen nimmt er Mike Tyson auf reden über das mehr als zehn Jahre alte Lied.

„Er klingt verrückt und das ist der Klang eines Anführers“, sagt Iron Mike, ein seltenes Zwischenspiel in einem Album, das von Wests Stimme, seinen Sorgen und seinen Beschwerden dominiert wird. „Kein Zweifel, er hat ein paar verdammte mentale Probleme, die meisten Führungskräfte haben das auch. Ein wahnhaftes Thema: ‚Ich bin ein Gott.‘“ Tysons Rede kann dafür stehen, wie klein Wests Ambitionen geschrumpft sind, ein lispelndes Echo einer der provokativsten Aussagen in der Geschichte des Hip-Hop. Heutzutage macht er sich kaum noch die Mühe, sich Ye zu nennen.

Geier 1 ist zutiefst uninteressiert über Wests Leben. Wie ist es, durch groben Antisemitismus mehr als eine Milliarde Dollar zu verlieren? Stylen Sie Ihre neue Frau bewusst wie Ihre alte Frau? Hat sich das alles gelohnt? Sind Sie glücklich? West würde diese Fragen lieber mit einem ironischen Spott beantworten, wie in der Zeile des Titeltracks: „I just fucked a Jewish bitch.“

West erreicht gelegentlich einen Zustand der Selbstbeobachtung, so wie ein Betrunkener einen Kater bekommen könnte. Eine ehrliche Zeile hier, eine verirrte Offenbarung dort; zufällige Nebenprodukte seines eigentlichen Projekts, das darin besteht und vielleicht schon immer darin bestand, sich selbst großartig erscheinen zu lassen. Meistens hält West die Dinge lieber vage, abgeschirmt von Witzen über Väter der Klasse D. Bei „BURN“ freut er sich über seinen Untergang, bläht sein Vermögen auf und reimt mit dem ganzen Können eines Mannes, der seine besten Ghostwriter verärgert hat, „Schmerz“ auf „Schmerz“:

Wer ist nicht von meinem Schmerz unterhalten?
Wer löst nicht einen Scheck von meinem Namen ein?
Als meine Kampagne zu Cam-Pain wurde
Ich habe acht Milliarden verbrannt, um meine Ketten abzunehmen

Ein großer Teil des Albums ähnelt diesem, weitreichendem Meckern und Trolley. Beim Schlussstück „KING“ schreit er in der Hookline: „‚Crazy bipolar antisemite‘/ And I’m still the King!“ so gemacht, dass Fans es als Eindruck seiner Kritiker verteidigen können und nicht als offenes Eingeständnis des Hasses gegenüber Juden.